Durchgeknallt und voll verballert: schönes Neues!

Durchgeknallt und voll verballert: schönes Neues!

NeujahrsfeuerwerkNeujahrsfeuerwerk

Neujahrsfeuerwerk 2017: 133 Millionen Euro zu 15% der Jahresemission an Feinstaub verballert


Gute Stimmung an Silvester. Mit erneuten Umsatzrekord wie im Vorjahr gingen zu Neujahr Raketen, Böller und Feuerwerk im Wert von 133 Millionen Euro in den bedeckten Himmel über Deutschland (Quelle EHI). Unter der meist dichten Bewölkung der vorherrschenden Inversionswetterlage fingen sich die giftigen Wolken von gefährlichem Feinstaub teilweise bis zum nächsten Tag. Nur im Norden half ein leichter Wind, sie über das Land zu verteilen.

Nach Schätzungen des deutschen Umweltbundesamtes setzte das Neujahrsfeuerwerk etwa 4000 Tonnen Feinstaub frei. Diese Menge entspricht 15 Prozent dessen, was der Autoverkehr im ganzen Jahr ausstößt. Die Weltgesundheitsorganisation führt inzwischen ein Viertel der weltweiten Todesfälle an Lungenkrebs, Herz- und Atemwegserkrankungen auf Feinstaub zurück.

Nach Angaben des Bundesumweltamtes wurde der Rekord am 1.1.2017 mit 1860 µg/m³ um 1 Uhr in Leipzig gemessen, doch auch München und Nürnberg lieferten über 1000 µg/m³. Dabei ließen die extrem hohen Konzentrationen der ersten Neujahrsstunden viele Städte in Deutschland die zulässigen Tagesmittelwerte von 50 µg/m³ überschreiten: an 129 von 320 Messstationen sei dies der Fall gewesen.

Im nördlichen Aachener Grenzraum, mit Blick auf die ebenso zündelfreudigen Nachbarn in den Niederlanden, lagen seit dem frühen Mittag des Silvestertages die dumpfen Donner teils gewaltiger Explosionen über der Region, ohne jeden Gedanken an gestresste Kleinkinder, Kranke oder Alte oder gar an die unsichtbare panische Tierwelt rings umhin. Die neuste Generation an Kanonenschlägen entfacht einfach nur einen Höllenlärm: und Feinstaub.

Doch um Mitternacht war in der Straßen, wo an den Fenstern der Häuser und Autos die gelben Aufkleber und Plakate der Atomkraftgegner prangen und das Unbehagen gegen den nahen belgischen Reaktor von Tihange bekunden, alles zu spät. Dann war auch der letzte Gedanke an einen vernünftigen, verantwortungsvollen oder gar eigenverantwortlichen Umgang mit der Umwelt voll verraucht, ebenso wie die Appelle der Kommunen, sich angesichts des Feinstaubrisikos zu mäßigen.

Mit ohrenbetäubendem Lärm und zuweilen dicken stinkenden Rauchschwaden in den vernebelten Straßen, die die Atemluft verpesteten, inszenierten die feiernden Bürger einen aufgesetzten, besinnungslosen Taumel, der mit kritischem Abstand nur noch mit einem kriegsähnlichen Szenario zu vergleichen war. Durchgeknallt bis zum frühen Morgen, bis im teils knöcheltiefen Müll der verdreckten Straßen der letzte Feuerwerkskörper für diese Nacht verpufft war. In den folgenden Nächten wurde vereinzelt der Restbestand verfeuert. Gute Vorsätze? Umweltbewusstsein? Verantwortung? Alles Schall und Rauch!