Impacts World: Klimawandel hat ungeahnte Kosten

Impacts World: Klimawandel hat ungeahnte Kosten

Impacts World: Klimawandel hat ungeahnte KostenImpacts World: Klimawandel hat ungeahnte KostenPotsdam, 13.10.2017 – Schlimmstenfalls Hunderte von Millionen Menschen werden innerhalb der nächsten Jahrzehnte von den Auswirkungen des Klimawandels gesundheitlich betroffen sein oder gar zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen werden: durch Dürren und Hitze, durch Stürme und Hochwasser oder durch gewaltsame Konflikte in ihren angestammten Regionen. Gesundheit und Migration wurden bislang kaum im Zusammenhang mit der menschengemachten Erwärmung gesehen, so erste Ergebnisse der Impacts Worls 2017, die vom 11. bis 13. Oktober 2017 am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) veranstaltet wurde.

Mehr als 500 Wissenschaftler aus 67 Ländern diskutierten drei Tage neueste Erkenntnisse und Forschungsansätze zum Thema „Die wahren Kosten des Klimawandels“. Ziel ihrer international vernetzten und interdisziplinären Arbeiten ist es vermehrt, die Klimafolgen durch die Einbindung sozialer und ökonomischer Faktoren auch finanzpolitisch transparenter zu machen. Denn eine ungebremste globale Erwärmung würde hohe wirtschaftliche Kosten verursachen, aber auch Schäden an Mensch und Natur, die in Dollars und Euros kaum erfasst werden können, so die Konferenzbeiträge. Daher wollen die Forscher versuchen, die Wirkungsketten hinter Migrationsbewegungen, die zum Beispiel nach Dürren auftreten und Lebensgrundlagen in den betroffenen Regionen längerfristig destabilisieren, zu systematisieren und besser verständlich machen. Dies gelingt mit der neuen Generation umfassender Computer-Simulationen, die komplexe Szenarien der weltweiten Klimaentwicklung berücksichtigen. Zudem werden mögliche Effekte des Klimas auf die menschliche Gesundheit in Betracht gezogen, ihre individuellen Auswirkungen auf die Lungen- und Nierenfunktion etwa oder gesamtgesellschaftlich auf die allgemeine Arbeitsproduktivität, die unter Hitze signifikant leidet.

„Wir brauchen Sie“, rief die Leiterin der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), Patricia Espinosa, den versammelten Konferenzteilnehmern in einer abendlichen Feierstunde zu. Denn im Rahmen der Konferenz feierte das PIK mit Wissenschaftlern aus aller Welt und Repräsentanten aus Staat und Politik sein 25jähriges Bestehen. Eindringlich betonte Patricia Espinosa die herausragende Rolle des Potsdam-Instituts, namentlich seines Gründungsdirektors Hans Joachim Schellnhuber: „Es ist kaum zu beschreiben, wie wichtig Ihre Beiträge für die Menschheit sind.“ Seit immerhin einem Vierteljahrhundert verfolgt das PIK seinen international hoch renommierten Anspruch, den wissenschaftlichen Fortschritt voranzutreiben und seine Ergebnisse den Entscheidern in Politik und Gesellschaft vorzulegen. Es gehe nicht um Ideologie, so Espinosa weiter, die eine der bestimmenden Kräfte beim UN Weltklimagipfel ist, der vom 6. bis 17. November in Bonn stattfindet: „Es geht um Dringlichkeit und unser Wohl. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.“ COP 23 in Bonn findet nach Aufkündigung des internationalen Pariser Abkommens zur Klimastabilisierung durch die USA erstmals ohne die Amerikaner statt.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, brachte es auf den Punkt, dass manche politischen Kräfte heute die Wissenschaft verdrehen oder leugnen wollen. „Wer aber die Wissenschaft ignoriert, wird langfristig scheitern. Nur wer sich den Fakten stellt, wird auch erfolgreich sein“, sagte er und fügte an das PIK gewandt hinzu: „Seit vielen Jahren setzen Sie Maßstäbe – Klimapolitik muss auf robuster Wissenschaft basieren.“ Brandenburg und die Bundesregierung sind die wichtigsten Förderer des PIK. „Dieses Geld ist gut investiert“, so Rachel. „Mit seiner interdisziplinären und exzellenten Forschung trägt das PIK maßgeblich zur Stärkung der herausragenden und innovativen Wissenschaftslandschaft in Potsdam und Brandenburg bei“, bestätigte Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Martina Münch.

„Klimawandel ist das Nummer eins Risiko“, schloss der Nobelpreisgewinner für Physik, Klaus von Klitzing die Redebeiträge der Gratulanten. Als Direktor am Max Planck Institut für Solid State Research in Stuttgart wirkte er am Appell von 79 Nobelpreisträgern an die Weltpolitik zur aktiven Unterstützung des Klimaschutzes mit. Das Memorandum beitrug mit zum Erfolg des Pariser Klimagipfels in 2016 bei. Von Klitzing zeigte in seinem Vortrag das bekannte Foto der Apollo-Mission von der aufgehenden Erde im weiten einsamen Universum und zitierte den ersten Menschen auf dem Mond, Astronaut Neil Armstrong, wie zerbrechlich die Erde vom Weltraum aus aussieht. „Vielleicht sollten alle Politiker erst auf den Mond fliegen bevor sie ihr Amt antreten“, scherzte Klitzing.

Arme Länder werden von den meisten Auswirkungen des Klimawandels am härtesten getroffen. "Es hat lang gebraucht, aber heute ist allen klar, dass Klimawandel und Entwicklung eng zusammenhängen", sagt Leena Srivastava vom TERI-Institut in Indien. "Energie steht im Zentrum der Nachhaltigkeits-Herausforderung." Das ehrgeizige Ziel für Energie aus erneuerbaren Quellen habe in Indien die Preise von Strom aus Sonne und Wind bereits unter den Preis von Kohlestrom gebracht. Aber sogar wenn der Ausstoß von Treibhausgasen erfolgreich gesenkt wird, sind große Anstrengungen für Anpassung nötig, um nachhaltige Entwicklung in einer wärmeren Welt möglich zu machen.

„Es ist wirklich großartig zu sehen, dass sich die Besten der globalen Forschungsgemeinschaft hier in Potsdam nun zum zweiten Mal versammeln, um die Auswirkungen des Klimawandels noch besser zu verstehen“, sagte PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber. „Die Ergebnisse dieses Treffens werden einen großen Einfluss auf die bevorstehenden IPCC-Berichte haben.“ Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) war durch deren Co-Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Klimawirkungen Hans-Otto Pörtner vertreten, der dem PIK ebenfalls gratulierte und für seine exzellente Arbeit dankte. „Es gab viele Tage in meinem Leben, an denen ich dachte, dass alles verloren ist“, sagte Schellnhuber. „Aber nach dieser Jubiläumsfeier und den wunderbaren Beiträgen von Freunden und Verbündeten weiß ich, dass wir die Welt retten werden.“

Weitere Informationen zur Impacts World Konferenz unter: www.impactsworld2017.org