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Kultur

Generationen-Manifest: für unsere Kinder und Enkel

Es ist bitter ernst: Hört auf zu tun, als wäre nichts!

Unser Wachstumswahn droht die Erde für unsere Nachkommen unwirtlich zu machen, warnen 45 Persönlichkeiten und legen ein "Generationen-Manifest" vor, um den kurzsichtigen politischen Debatten hierzulande etwas entgegenzusetzen. Hier das Statement von Prof. Hans-Joachim Schellnhuber, dem Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung. Er ist der geistige Vater jener international anerkannten 2-Grad-Grenze, die in die Pariser Verträge als absolute Obergrenze eingeflossen ist. Darüber hinaus wird die Erderwärmung folgenschwere bis unumkehrbare Folgen für unseren Planeten haben.

45 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und öffentlichem Leben appellieren an die Bundesregierung, sich den zehn größten Gefahren für die kommenden Generationen zu stellen. "John" Schellnhuber ist genauso dabei wie Ernst Ulrich von Weizsäcker, Hannes Jaenicke oder Felix Finkbeiner. Es geht darum, anstehenden Herausforderungen wie Krieg, Klimawandel, Armut, Hunger und Ungerechtigkeit unverzüglich anzugehen. Die aktuelle Lage fassen die Initiatoren in einem Satz zusammen:

"Unsere Leistungsgesellschaft mit ihrem Produktions- und Wachstumswahn ist dabei, die Erde für unsere Nachkommen unwirtlich und unbewohnbar zu machen."

In Deutschland hätten die meisten Parteien aber nicht einmal einen Planungsmaßstab, der die Interessen der nächsten Generation angemessen berücksichtigen könne. Daher haben die 45 Aufrufer in einem "Generationen-Manifest" jene zehn Punkte aufgelistet, die eine kommende Bundesregierung unbedingt berücksichtigen sollte. So heißt es zum Klimaschutz:

"Wir fordern die Bundesregierung auf, den Einsatz fossiler Brennstoffe bis 2040 zu beenden sowie ein tragfähiges Konzept für CO2-Besteuerung beziehungsweise Emissionshandel vorzulegen."

Weitere konkrete Forderungen betreffen Bildung, Migration, Digitalisierung, Müll und Unternehmenshaftung. Das Generationen-Manifest ist die Fortschreibung eines ersten Manifests von 2013, das mehr als 105.000 Menschen unterzeichneten. Nach einer intensiven Diskussion mit Experten aller Altersstufen formulierte eine Gruppe um den Klimaforscher Schellnhuber, die Ökonomin Maja Göpel und andere vor einigen Wochen die nun vorliegende Endfassung. Ihr Tenor:

"Nicht länger so tun, als wäre nichts"

Die Initiatoren sehen ihr Manifest als Startschuss für einen langfristigen Dialog mit der Zivilgesellschaft. Generationengerechtigkeit soll wieder in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte rücken. Die abschließende Forderung lautet dementsprechend: "Generationengerechtigkeit in das Grundgesetz aufzunehmen und sicherzustellen, dass Haftungsforderungen im Namen zukünftiger Generationen eingeklagt werden können".

Das Generationen-Manifest könne viel bewegen, "wenn wir aufhören so zu tun, als wäre nichts", sagt Ko-Autorin Maja Göpel. Stattdessen sei jetzt die Zeit, "die Themen auf den Tisch zu legen und gemeinsam an der Welt zu arbeiten, die wir uns alle zusammen vorstellen". Auch Schellnhuber sieht die Krise als Chance: "Wir können vermeiden, dass unsere Nachkommen schlechtere Lebenschancen haben als wir."

Die Forderungen im Generationen-Manifest per Unterschrift unterstützen.

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