The Celtic Times 1/14: Äußere Hebriden

The Celtic Times 1/14: Äußere Hebriden

Redactionsbureau - Werkstattbericht

Verehrte Mitreisende, liebe Freunde des redACtionsbureaus,

ob ich Schafe möge, hatte mich Jill Pilkington, die Leiterin des „Soay Sheep Project“ auf St. Kilda spitzbübisch gefragt. Schon wollte ich sagen: „Oh ja, und wie!“ Doch ich ließ meinen spontanen Gedanken unausgesprochen, biss mir die Zunge ab und widerstand jenem zänkischen Impuls, ihr ketzerisch zu gestehen, dass ich Hammel und Lamm in der Tat sehr schätze. Besonders in Minzsoße, mit frischen Kartoffeln und grünen Bohnen im Speckmantel, und hier in Schottland oder in Irland auch gerne mit einem kühlen Stout.

Nein, ich habe es nicht gewagt. Denn kurz zuvor hatte sie mir von ihrer Arbeit am hiesigen Schafprojekt erzählt und dass sie – wie wir – soeben auf Hirta, der Hauptinsel der St. Kilda-Gruppe, eingetroffen war. Wir mit dem Schnellboot, sie mit dem Helikopter, wir zum ersten, sie zum wiederholten Male. Seit nun 23 Jahren kommt sie im Frühjahr und Sommer für viele Wochen und Monate an diesen entlegenen Ort, 40 Seemeilen westwärts der Äußeren Hebriden, um mitten im wogenden Nordatlantik an einem der renommiertesten internationalen Projekte der Universität von Edinburgh zu arbeiten. Es widmet sich seit 1957 den hier lebenden wilden Schafen, den Soay Sheeps. Diese kleinwüchsige Rasse wurde vor gut 4000 Jahren während der Bronzezeit von den ersten Siedlern eingebracht und hat in der isolierten Lage dieser Inseln einen einzigartigen genetischen Status bewahrt. Sie ist dem Urschaf sehr nahe, steht unter Naturschutz und ist daher ganz selbstverständlich über jede Minzsoße erhaben.

In den kommenden Tagen sollen weitere 16 Studenten eintreffen, die Jill helfen werden, die letzten neugeborenen Lämmer auf Hirta zu markieren. Die Forscher verfolgen genauestens die Genealogie der Tiere. Ihre DNA weist besondere Merkmale gegenüber den Artverwandten auf dem Festland auf. Sie geben einmalige Hinweise über den Verlauf der Evolution. Wissenschaflich gesehen sind es die Erbanlagen dieser Schafe, die als der bedeutende Nachlass und einer der größten Schätze des hiesigen Weltnaturerbes gelten dürfen.

Wie gesagt, sie leben vollkommen frei hier und laufen einem ständig über den Weg. Während unseres siebentägigen Aufenthalts auf den „Inseln am Rande des Meeres“ durften wir daher den Spuren des „Soay Sheep“ auf Schritt und Tritt sehr aufmerksam folgen. Man kann gar nicht anders. Denn auch seine weniger evolutionären Hinterlassenschaften verdienen besondere Beachtung. So ist das eben mit einem Naturerbe.

Mehr von St. Kilda und von den anderen Inseln am Celtic Way hält unsere Landingpage bereit.



   Bis die Tage!

   Heinz Bück und Sigrid Schusser



P.S.: Da wir wegen schlechten Wetters nicht wie vereinbart mit dem Boot zurückgeholt werden konnten und nicht ganz unerwartet länger auf den „Inseln am Rande des Meeres“ bleiben mussten, kommt dieser Bericht von den extremsten Rändern Europas einige Tage später als gedacht. Wir melden uns dann in etwa zehn Tagen wieder, von den Small Isles und den Inneren Hebriden. Dann geht es um die grundlegende Frage: Was eigentlich gilt überhaupt als Schottische Insel und was nicht?