The Celtic Times 2/14: Innere Hebriden

The Celtic Times 2/14: Innere Hebriden

Redactionsbureau - Werkstattbericht

Verehrte Mitreisende, liebe Freunde des redACtionsbureaus,

das Inselregister von 1861, zumal in der Neufassung von 1871, schuf endlich Klarheit. Ich weiß nun, was eine schottische Insel ist. Im Gegensatz zu einem Felsen („Rock“) ist sie ein Stück Land, das wie jener bei Flut aus dem Wasser ragt, jedoch zudem von Menschen bewohnt ist oder zumindest soviel Vegetation aufweist, um dort ein oder mehrere Schafe zu halten.

1861 wurden aufgrund dieser richtungweisenden Definition 186 bewohnte und 602 unbewohnte Inseln gezählt, erfasst und gelistet: in Summe 788. Davon gehörten 749 zu den Grafschaften Shetland, Orkney, Sutherland, Ross & Cromarty, Inverness und Argyll. All das ist da, wo wir gerade sind und erklärt, warum es manchmal gar nicht so leicht ist, hier die Orientierung zu behalten. Besonders, wenn man im verwinkelten Inselreich der schottischen Westküste den Kurs bestimmen möchte. Doch es gibt überall sehr freundliche Ratgeber und Wegweiser. Wir haben uns hier oben verloren, aber nie verirrt.

Vor 500 Jahren war die Richtung vergleichsweise einfacher zu halten. Als die MacDonalds Ende des 14. Jahrhunderts als „Lords of the Isles“ ihr Inselimperium festigten, bestimmten die kurzerhand, wo es lang ging. Damals war Herrschaft eine Frage von Waffengewalt und Gefolgschaft. Heute ist das gottlob eine Frage von Konsens und parlamentarischen Mehrheiten.

Die Schotten jedenfalls werden demnächst in einem Referendum über ihre Unabhängigkeit vom Britischen Königreich entscheiden, ohne Waffen und Schlachten. Ob sie nach all den Jahrhunderten britischer Herrschaft den Mut zur Selbständigkeit aufbringen, wird hierzulande im Vorfeld der öffentlichen Diskussion und Meinungsbildung bisweilen skeptisch gesehen und zuweilen sogar bezweifelt. Um so mehr wird die Entscheidung mit allergrößter Spannung erwartet, nicht nur hier an den Rändern Europas, sondern auch in Brüssel und Strasbourg, ja letztlich bei den Whisky-Liebhabern in aller Welt.

Wir indessen hatten es viel leichter, unseren Kurs abzustecken, als wir vom überschaubaren Kosmos von St. Kilda vor vierzehn Tagen zurückkamen. Wir mussten lediglich entscheiden, welche der unzähligen Inseln in der Hebridischen See wir denn anlaufen wollten. Nicht alle sind an jedem Tag erreichbar und am liebsten hätten wir jede einzelne besucht. Welche soll man da wählen, welche auslassen? Die kleinen oder die großen? Selbstverständlich ist es gut zu wissen, ob dort ein Schaf gehalten werden kann und ob da Menschen wohnen, die einem sagen können, wo es Minzsoße dazu gibt, wann die nächste Fähre fährt oder dass kein WiFi zu bekommen ist. An den Fährschaltern von Caledonian MacBrayne haben wir gelernt, was die Schotten noch vor sich haben: mal schweren, mal leichten Herzens YES oder NO zu sagen.

Wir sind inzwischen am Stena-Terminal in Cairnryan angekommen und warten auf die Abendfähre nach Belfast. Damit verlassen wir Schottland und machen uns auf den Weg an die Irische See. Steam Packet bringt uns dann zur Isle of Man und zurück nach Dublin auf die Grüne Insel. Rein inseltechnisch wird damit alles viel überschaubarer. Wir werden davon bald berichten.




   Bis die Tage!

   Heinz Bück und Sigrid Schusser