Von der Permakultur in den Garten Englands: in Cornwall

Vom bronzezeitlichen zum europäischen Binnenmarkt in Cornwall

Bild
Von Devon machen wir uns auf den Weg zur ersten echten, wahren und designierten keltischen Nation unserer dieserjähren Exkurison: Cornwall. Die Sprache macht sie dazu. Kornisch ist eine p-keltische Sprache, eine brytonische, die enge Familienbeziehungen in Wales und der Bretagne unterhält. Weitläufigere Verwandschaft ist in Irland, Schottland und Manx ansässig. Selbst während der angelsächsischen und normannischen Herrschaft behauptete Cornwall Sprache und Kultur und blieb bis ins Mittelalter von den Angelsachsen unberührt und keltisch.

Schon in der Bronzezeit und der Antike war Cornwall Hauptexporteur für Zinn im unregulierten europäischen Binnenmarkt, hinzu kam Kupfer. Der Absatz des begehrten Metalls erstreckte sich bis weit in den Mittelmeerraum. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts stand Cornwall für die Hälfte des Weltzinnbedarfs ein. Der Bergbau in Cornwall und in Devon ist seit 2200 v. Chr. belegt. Schifffahrtswege nach Karthago wie auch Transitstrecken über den Kanal und landwärts durch Gallien stützten diesen regen Warenaustausch, der über 4000 Jahre boomte und erst im 20sten Jahrhundert zum erliegen kam. Den Weg hinaus an die Keltische See säumen daher Bauwerke aus ferner Vergangenheit und kaum verblichener Gegenwart. Megalithische Meilensteine gibt es hier in Überfülle, Standing Stones und Stone Circle, Menhire und Ganggräber, die uns weit zurückführen in vorkeltische Zeiten. Die Ruinen des Bergbaus haben deutlich geringere Halbwertzeiten.

Mythen, Sagen und Geschichten ranken sich um dieses Land. Burgen wie Tintagel, die der Artusepik Obdach bot und im Tristan von Gottfried von Straßburg dem guten König Marke, erzählen von den politischen Stabilisierungsproblemen Englands. In der Gegenwart haben selbst Jugendbücher, wie die Fünf Freunde von Enid Blyton, der kornischen Küste Popularität verschafft. Jüngst ist es Rosamunde Pilcher, die ihre Leserinnen in den Schlössern, Parks und üppigen Gärten Cornwalls zu träumerischem Lustwandel verführt. Nicht umsonst gilt die Grafschaft mit ihrer mediterranen Vegetation als der Garten Englands.

Vom nachhaltigen Landbau indes ist auch hier die Rede. Futuristischer als Totnes und zugleich konservativ an die Botanik herangehend kommt das Eden Project daher. Der botanische Garten bei Bodelva nordöstlich Saint Austell hegt auf 50 Hektar 100.000 Pflanzen aus rund 5.000 Arten, darunter besonders Nutzpflanzen. Denn die Bewahrung und Nachzucht vom Aussterben bedrohter, seltener, alter Sorten ist hier Programm, um die Arten- und die genetische Vielfalt von Nutzpflanzen zu erhalten, zumal in der industriellen Landwirtschaft das hybride Saatgut der Düngemittel vertreibenden Chemiekonzerne die Vielfalt und Resistenz verdirbt. Der notwendige Energiebedarf im Garten Eden wird jedoch erst noch auf Nachhaltigkeit umgerüstet werden müssen, um mit wirklich paradiesischen Verhältnissen überzeugen zu können. Wir sehen uns das mal an und kosten gerne vom Baum der Erkenntnis.

Etappenberichte:

  • Bei King Arthur und Enid Blyton: an Cornwalls Küsten

    Bei King Arthur und Enid Blyton: an Cornwalls Küsten

    Nach so viel Summer und Somerset, nach Devon und Exmoor wollen wir nun endlich Cornwall erreichen. Daher ist unser nächstes Ziel Bude, ja eigentlich Tintagle, der Wirkungsort von King Arthur und seinem Amtskollegen König Marke. Wer kennt sie nicht, die Sagen und Erzählungen rund um die Tafelrunde. Hier spielen die höfischen Epen, Ränkespiele und dramatischen Liebesgeschichten um Königin Gwinyfer und die schöne Isolde. Hier fochten Lancelot und Tristan mit schwarzen Rittern und feuerspeienden Drachen. mehr...

  • Von keltischen Castros und cornischem Kupfer

    Von keltischen Castros und cornischem Kupfer

    Gegen den Uhrzeigersinn durch Cornwall, zurück in römische, keltische, steinzeitliche Region. Die grobe Richtung: von arthurischen Castles zu keltischen Castros. Auf dem Weg von der nord- zur südkornischen Küste ist unser erster Stopp Chysauster, eine sehenswerte keltische Siedlung aus der Eisenzeit. Die Fundamente der Rundhäuser und die Überreste der Mauern, die die stroh- und rietgedeckten Dächer trugen, versetzen den Besucher in die Gegenwart der dörflichen Gemeinschaften um 100 v. Chr. Sie sind von Portugal und Galizien, über Cornwall und Wales, bis in Irland und Schottland überall zu finden. mehr...

  • Von der Celtic Chappel zu Dolmen und Steinkreisen

    Von der Celtic Chappel zu Dolmen und Steinkreisen

    Die kornischen Straßen abseits der großen Autorouten sind schmal und kaum befahren, oftmals enge Hohlwege, die sich durch Zeit und Raum winden, mit extremen Gefällen und Steigungen durch Wäldchen, Büsche und Strauchwerk. Hier liegen keltische Relikte verborgen und gleich daneben ihre neolithischen Vorstufen. mehr...