Westliche Inseln am Rande Europas: Aran Islands

Oileáin Árainn – die Aran Islands – liegen in Sichtweite der Cliffs of Moher quer vor der Galway Bay am Rande des Nordatlantiks, einstmals bekannt als die Inseln der Heiligen und Gelehrten. Auf der Hauptinsel Inis Mór – sie wurde früher meist nur "Árainn" genannt – erhebt sich mit Dún Aonghasa eines der ganz berühmten irischen Ringforts. Seit etwa 1500 v. Chr. – seit der Bronzezeit also – bestand hier eine große Siedlung, die noch im Mittelatler erweitert wurde.
Man kann diese Küstenline an schönen Tagen von den Aran Islands aus sehen: im Norden die Twelve Bens, die hohen Berge Connemaras, im Osten am Rande der Galway Bay den Black Head, der wie ein Walfischbuckel aus dem Meer steigt und sich über das weite Karstgebiet des Burren erhebt. Im Südwesten ragen währenddessen die nahen Cliffs of Moher auf und leuchten an sonnigen Abenden im feurigen Rot der untergehenden Sonne. An kalten Wintertagen, so heißt es, kann man im Süden sogar Dingle und Kerry erspähen. Das sind tolle Aussichten für eine Dreiinseltour: nach Inis Oírr, Inis Mór und Inis Meáin (engl. Inisheer, Inishmore, Inishmaan).
Etappenberichte:
Dreiinseltour: Dreitagestripp von Doolin aus
Ein zermartertes Land breitet sich am Black Head aus, in zerfurchten Terrassen aus spröden Blöcken, von Erosion zerschunden bis ans Meer. Mattes, hellgraues Gestein, ergießt sich über die fernen Hügel, grau wie der Himmel über der grauen Bucht von Galway. Vom hügeligen Donegal waren wir über Sligo gekommen, hatten am Ben Bulben kurz W.B. Yeats gedacht und spätnachmittags auf dem Weg nach Doolin, im zerklüfteten County Clare, noch im karstigen Burren angehalten. mehr...
Übersetzungsprogramm: erst die hintere Ostinsel
Nach den vergangenen stürmischen Tagen ist der Andrang am Doolin Pier groß. Die Container der Fährbüros sind seit halb zehn von Menschen umlagert. Fahrkartenverkäufer rufen Touren und Abfahrtszeiten aus wie Marktschreier auf Basaren. Männer in leuchtend gelben Regenjacken bieten lautstark preiswerte Überfahrten an und Rundfahrten zu den Cliffs of Moher: alle erst für die Mittagszeit. Gleich mehrere Fährgesellschaften buhlen am Pier um die Gunst der Passagiere. mehr...
Am Rand der Anderwelt: Dún Aonghasa
Jäh schlägt das Alarmsystem des Körpers an. Adrenalin schießt in die Blutbahn und bringt den Puls auf Touren. Mit jedem Schritt, jedem noch so vorsichtigen Schritt für Schritt, vorwärts an die nahe Klippe von Dún Aonghasa sendet das Hirn immer eindringlichere Warnsignale. Adrenalin pur. Noch einen Meter. Dann geht es 300 Fuß hinab ins Meer, 100 schreckliche Meter, die hier oben, ungesichert im trügerisch unsteten Wind, selbst bei Schwindelfreiheit nicht zu ertragen sind. Der letzte Meter ist unüberwindlich. mehr...
Per Bike zum Black Fort: Dún Dúchathair
Wie auf einer Rampe erbaut, ragt Dún Dúchathair über die Küstenlinie hinaus. Erhaben auf einer Landzunge, die vom Meer ringsum unterspült ist. Eine Trasse aus Kalksteint führt mitten auf das Fort zu, wie aus mächtigen Blöcken gepflastert. Eine lange schwarze Steinmmauer riegelt das Black Fort vom Hinterland ab. Sie umschließt auf der seewärtigen Seite die verbliebenen Fundamente mehrerer Rundhäuser: Clocháns, die einst wie steinerne Bienenkörbe ausgesehen haben sollen, wie sie heute etwa noch auf Skellig Michael erhalten sind. mehr...
Per Deklaration: regenerative Neuzeit 2020
Der irische Minister für Kommunikation, Energie und Natürliche Ressourcen ist soeben mit der Fähre eingetroffen. Aufgrund einer gemeinsamen Deklaration wollen die Aran Islands bis 2020 unabhängig sein von fossilen Brennstoffen. Seit dem späten Mittelalter wurde Mangel an Brennstoffen gemeldet. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte zehrte der akute Holzbedarf den Baumbestand restlos auf. Rigorose Ausbeutung – damals hier wie heute woanders – hat die verfügbaren Ressourcen restlos verbraucht. Seitdem sind die Inseln fast baumlos. Heute machen sie sich zum Wegbereiter für regenerative Energien. Bronzezeit West trifft auf die Zukunft. mehr...
Uferpromenade: im amphibischen Karstland
Auf einem einsamen Boulevard aus Calciumcarbonat und jungem Muschelkalk, zwischen Tümpeln und Tang, führt die Uferpromenade von Inis Meáin an den maritimen Rand des Burren. Über viele Etagen geht diese weitläufige Passage an der Küste entlang, vorbei an prächtigen Fassaden wie der fernen Steilküste von Inis Mór oder den Cliffs of Moher im Süden. Dieser amphibische Vorort fällt im Sommer nach dem Regelwerk der Gezeiten bis in die äußeren Randgebiete trocken. Doch im tosenden atlantischen Spektakel des Winters geht er bis in die höchsten Lagen in furchtbaren Wellenbergen unter, überirdisch im Wechsel von Ebbe und Flut, dann wieder versunken in Wellen und Wogen, ein Übergangsort der Elemente, im Kommen und Gehen zwischen Wasser und Land. mehr...
Im Spracharchipel: Gaeltacht offshore
Einst war „Árainn“ bekannt als die Inseln der Heiligen und Gelehrten. Dort hatten wir im Visitor Center von Dún Aonghasa die Historikerin Pádraigín Clancy getroffen, eine Gelehrte. Sie hat Geschichte, Folklore und Archäologie studiert. Der Rundgang mit ihr durch die kleine Ausstellung wurde jedoch nicht nur eine erstklassige Einführung in die Entstehung des Forts am Rande der Anderwelt, sondern auch zu einer spannenden Diskussion über die keltische Spiritualität und die irische Sprache. Diese wird gerade auf den Archipelen und Inseln der Westküste noch „gelebt“. Sie hat sich besonders auf den Aran Islands, in der Abgeschiedenheit dieser Inseln, offshore, leichter und geschützter vor Übergriffen und Einflüssen der englischen Herrschaftssprache bewahren können: wie die bodennahen Pflanzen in den Kluften ihres karstigen erodierten Bodens. mehr...