redACtionsbureau Reportage

Per Bike zum Black Fort: Dún Dúchathair

Inishmor: Über Stock und Stein und Spanische Reiter

29.07. — Inish Mór (engl. Inishmore)

Da wir zumindest noch Dún Dúchathair, das Black Fort, sehen wollen, bevor unser Schiff ablegt, stehen wir früh auf, frühstücken und packen unsere Siebensachen. Wir dürfen die Rucksäcke im Pier Hotel stehen lassen und ziehen ohne Gepäck mit unseren Bikes noch einmal los.

Der erste Kilometer fährt sich leicht und problemlos. Dann gibt es nur noch Schotterweg. Wir müssen stellenweise absteigen und schieben. Irgendwann lassen wir die Fahrräder einfach stehen, lassen auch Jacken und Rucksack zurück und stolpern zwischen Trockenmauern und spitzen Steinen, die als verbliebene Spanische Reiter den Zugang verwehren, unserem Ziel entgegen.

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Wie auf einer Rampe erbaut ragt Dún Dúchathair über die Küstenlinie hinaus. Erhaben auf einer Landzunge, die vom Meer ringsum unterspült ist. Eine Trasse aus Kalkstein führt mitten auf das Fort zu, wie aus mächtigen Blöcken gepflastert. Eine lange schwarze Steinmauer riegelt das Fort vom Hinterland ab. Sie umschließt auf der seewärtigen Seite die verbliebenen Fundamente mehrerer Rundhäuser: Clocháns, die einst wie steinerne Bienenkörbe ausgesehen haben sollen, wie sie heute etwa noch auf Skellig Michael erhalten sind. Weniger dramatisch, ja weniger pathetisch als Dún-Aonghasa, ist das Black Fort doch kaum weniger spektakulär: Mächtig und trutzig am Steilkliff über dem Atlantik gelegen, ist es eines der schönsten von den sieben Steinforts der Aran Islands und möglicherweise sogar noch älter als das Starfort.

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Wir sind von diesem großartigen Monument kolossal beeindruckt und müssen uns losreißen. Die Zeit mahnt uns zum Aufbruch. Denn die Fähre wartet nicht und so hasten wir stolpernd zurück und finden unseren roten Rucksack an der kleinen Mauer, wo wir ihn hinterlassen zu haben glaubten, nicht mehr. Wir suchen das Gelände ab, doch die Mauern und Steine sehen alle unterschiedslos gleich aus, alles ist grau in Grau. Die enge Zeit lastet immer schwerer. Wo haben wir ihn abgestellt? Wir durchpflügen das feindliche Gelände der Spanischen Reiter mit hektischen Blicken, hasten die fortnahen Mauern entlang. Er muss doch zu finden sein! Zeit um Zeit vergeht. Wir können ihn nicht zurücklassen. Alle Papiere, die Fährtickets, Geld und Karten sind darin, unser gesamtes zivilisiertes Selbst. Mauer um Mauer gehen wir wieder zurück, bis an die Promenade, wo ein kleiner roter Rucksack auf unseren Jacken liegt und aus dem schrillen Getschiepe der Seevögel heraus das Gelächter der Erdgeister zu vernehmen ist.

Wir eilen zu unseren Bikes. Die sind etwas einfacher wiederzufinden, da sie in der Nähe einer exponierten Bank stehen, auch sie leuchtend rot in der monoton grauen Umgebung. Jetzt heißt es Räder schieben über Stock und Stein, dann möglichst bald auf den Sattel schwingen, über Schlaglöcher und Schotter anrollen, über rutschiges Geröll endlich vorsichtig fahren können. Die Zeit läuft uns davon. Mit viel Gerappel und heftigen Erschütterungen erreichen wir nass geschwitzt die geteerte Straße. Jetzt noch mal kräftig in die Pedalen treten und dann sind wir am Hafen, wo die Boote einlaufen. Fahrräder abgeben, Kaution einstecken, die Rucksäcke abholen und dann: stehen wir trotz aller Aufregung pünktlich zur Abfahrtszeit am Pier.

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Hier am Hafen ist ganz großer Bahnhof. Der irische Minister ist soeben mit der Fähre angekommen, der für Technologie und Kommunikation: Alex White besucht die Insel, weil die Oileáin Árainn aufgrund einer gemeinsamen Deklaration bis 2020 autonom sein wollen von fossilen Brennstoffen. Er ist auf Einladung von Comharchumann Fuinneamh Oileáin Árainn gekommen, der Aran Islands Energy Co-Op. Bronzezeit West trifft auf die regenerative Neuzeit. Zeitenwenden bahnen sich an. Nur unsere Fähre hat eine halbe Stunde Verspätung.

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