redACtionsbureau Reportage
redACtionsbureau Heinz Bück

Channel Islands: die Gipfel von Armorica

Auf die Kanalinseln, die Îles de la Manche

Vor 12.000 Jahren während der Weichseleiszeit bedeckten riesige Gletscher Nord- und Mitteleuropa. Der Meeresspiegel lag 120 Meter tiefer, die Küstenlinie des Atlantik 600 Kilometer weiter nördlich als heute. Das Wasser war im Eis gebunden. Noch im Mesolithicum, der Mittelsteinzeit, waren weite Gebiete der Nordsee Tundra: das sagenumwobene Doggerland. Seine sanfte Hügellandschaft war nicht vom Eisschild bedeckt. Das Tiefland verband die Regionen des heutigen Dänemark, der Niederlande und Norddeutschlands mit Ostenglands, eine Landbrücke für die damaligen Jäger- und Sammlerkulturen.

Gegen Ende dieser letzten Eiszeit vor gut 10.000 Jahren lag der Meeresspiegel rund 60 Meter, später - um 8.000 v.Chr - immerhin noch 25 Meter unter dem heutigen NN-Peil. Die Nordseeküste verlief nördlich von Doggerland, eingangs der Ostsee an Kattegat und Skagerak. Die westliche Atlantikküste verlief von der Bretagne auf Höhe der Landspitzen von Cornwall und Holyhead nach Südirland. Der Ärmelkanal war ein Flusstal, durch das die zentraleuropäischen Flüsse Rhein, Maas und Schelde seewärts entwässerten und von Norden her die Themse. Denn die Britischen Inseln und das europäische Festland waren eine zusammenhängende Landmasse.

Mit dem weiteren Abschmelzen der Gletscher infolge der Erderwärmung stieg der Meeresspiegel weiter und weiter und bildete die Irische See. Die Keltische See entstand, aus der heute noch die Isles of Scilly herausragen. Zugleich wurde der Ärmelkanal geflutet.

Die Nordee verschlang Doggerland, schaffte den Durchbruch ins Mündungstal der großen Flüsse und schuf den Kanal und das Wattenmeer. Die Küstenlinien verschoben sich mehr und mehr, zumal nun von Westen der Atlantik landeinwärts strömte und zur Erosion beitrug. Das einstige Tiefland versank im ansteigenden Meer. Die Isle of Wight, inzwischen ein separierter Teil der südenglischen Kreideküste, blieb als das Widerlager jener versunkenen Landbrücke, deren verbliebene Gipfel heute die Kanalinseln sind, die Bergspitzen von Armorica, die geologischen Reste des Armorikanischen Massivs.

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