redACtionsbureau Reportage
redACtionsbureau Heinz Bück

Seehäfen am englischen Kanal

Portsmouth aus Tradition der Welt verbunden

Den traditionsreichen internationalen Seehafen überragt weithin sichtbar als das moderne Wahrzeichen der britischen Weltoffenheit der Spinacker Tower, eine Hommage an die weltweiten Verbindungen des noch Vereinigten Königreiches. Die alte Stadt säumen seewärts die verbliebenen Kasematten der gewesenen Kolonialmacht, gegen feindliche Schiffe von der Kanalseite. Südlich, miitten im Englischen Kanal, wie er hier heißt, liegt die Isle of Wight vor der Stadt, ein militärisches Vorwerk, ein Brückenkopf. Sie hat die Form einer Raute, deren Südwest- und Südostküste breit in den Channel ragt. Die Nordwest- und die Nordostküste sind den traditionsreichen englischen Häfen zugewandt, Southampton im Westen und Portsmouth im Osten. Die Nordseite der Insel schützt damit ein rückwärtiges, strategisch bedeutsames, weil geschützt gelegenes Fahrwasser zwischen beiden Häfen, der Solent, ein gezeitenabhängiges stark strömendes Tidengewässer.

Militärs schätzen solch vorgelagerte Anlagen als äußeren Schutz ihrer Zitadellen und wehrhaften Hafenanlagen. Insofern brachte die Insel, zumal mit ihren steilen Kliffs und Klippen, für die Verteidigungsstrategen einen natürlichen wehrhaften Grundriss mit. Sie musste nur noch mit Kanonen bestückt werden. Spätestens seit dem Hundertjährigen Krieg im 14. Jahrhundert lag denn auch die Isle of Wight unablässig im Brennpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen. Immer wieder erobert undf rückerobert, hat sie die Hochzeiten des aufsteigenden britischen Empires mit gestaltet und über Jahrhunderte mörderische Zeiten mit erlebt: den Untergang der spanischen Armada, die niederländisch-englischen Seekriege, die der Governor der Isle of Wight Sir Robert Holmes, ein Freibeuter mit Admiralsrang, höcht persönlich vom Zaun gebrochen hatte, den ewig neu entflammenden Krieg mit Frankreich, zwei Weltkriege bis zur Invasion in der Normandie und zur Niederwerfung des menschenverachtenden Faschismus in Deutschland.

Die rückwärtigen Häfen und die Insel waren neben Plymouth, Liverpool und Bristol über beinah 700 Jahre immer im grausamen Weltgeschehen verwickelt: Während die Insel im 17. und 18. Jhd. von Schmuggel und Piraterie profitierte, gelangte England zur Weltmacht durch Kolonialismus Imperialismus, durch Industrialisierung mit gigantischen Im- und Export sowie den Sklavenhandel der Royal African Company, zur imperialen Größe entwickelt ebenfalls von Sir Robert Holmes. Rund zwei Millionen Schwarzafrikaner wurden ihrer Freiheit beraubt, versklavt und nach Amerika verkauft. Die Folgen dieses Rassismus währen – trotz des Sezessionskrieges und selbst nach Martin Luther King – bis heute fort. BBC meldet soeben Ausschreitungen in den USA und Massenproteste gegen Übergriffe weißer Cops gegen schwarze Mitbürger.

Portsmouth bedient heute die Passagierschifffahrt. Hier legen die Condor Ferries an und ab, auf kleiner Fahrt zu den normannischen Kanalinseln oder nach Cherbourgh in die Normandie. Hier starten und enden die Biskayafahrten von Brittany Ferries nach Santander und Bilbao. Und hier pendeln die Wight Link Ferries mit ihren kleinen Schnellbooten für eilige Fußpassagiere und mit gemächlichen Autofähren nach Ryde und Fishbourne auf die Isle of Wight, im stündlichen Rythmus.

  • Bildergalerie
  • Bilder: 41