redACtionsbureau Reportage

Die Bibliothek des Philosophen

Unterseeisch zurück zu Peterson nach Fuglafjördur

Mit Beginn unserer zweiten Woche wenden wir hier im äußeren Norden. Die nächste Fähre nach Kalsoy ginge erst um 14:45 Uhr, zumal hinaus in Dunst und Niesel. Uns zieht es da eher zum Schnacken zu Petur Martin Petersen. Der hat uns zudem sein Büro angeboten.

Datum: Montag, 26.07.2010
Strecke/Ort: Klaksvik - Fuglafjördur

Die Bibliothek des PhilosophenDie Bibliothek des Philosophen

Es geht tief hinab in den Meeresgrund, dann steil wieder hinauf. Der beleuchtete zweispurige Unterseetunnel ist schneller durchquert als die finsteren Röhren des hohen Nordens. Die Maut wird an einer beliebigen Tankstelle gezahlt. Wir biegen ab zu Peterson nach Fuglafjördur.

Wir werden freundlich empfangen und zum Kaffee geladen.

Petersen ist nach erfolgreichem Geschäftsleben sozusagen teilprivatisiert. Er managt das Tourist Center der Gemeinde und betreut zugleich deren kleine Bibliothek im selben Hause. Seine eigene ist wesentlich größer und umfasst zugleich eine bedeutende Privatsammlung historischer und belletristischer Werke der Färöer.
Peterson engagiert sich in Landesgeschichte, Sprache und Kultur. Er spricht neben Färöisch und Dänisch bestens Deutsch und Englisch, ein belesener Kopf, der jetzt als Privatgelehrter forscht, schreibt, publiziert und mit Kontakten in alle Welt als der eloquente Botschafter seiner Gemeinde, ja der Inseln schlechthin gelten kann.

Kaum ein aktuelles Buch über die Färöer und kein Sprachführer in Deutschland oder den Niederlanden, das nicht eine Danksagung an Petur Martin Petersen enthält. Ein Philosoph und Philanthrop, vor allem ein Geschichtenerzähler ersten Ranges, der weiß, dass das Leben Sinn und Leichtigkeit aus der Poesie schöpft, wenn Geschichte und Geschichten untrennbar zu Wahrheit verschmelzen.

Die Wikinger seien Skandinavier, viele ihrer Frauen indessen Keltinnen gewesen. Das lege den Schluss nahe, dass sie den Schotten die Frauen geraubt hätten. Und augenzwinkernd fügt er hinzu: die eigenen Frauen hätten die Wikinger den Schotten gelassen, das sei der Beginn der Pub-Kultur in Schottland.

Wir reden vom Walfang auf den Färöern und der Massentierhaltung in der westlichen Welt, vom Wandel der altnordischen Sprache seit der Pest und ihrem Verbot durch die Dänen, von Gästen und Touristen, für die das Land hier weithin noch reifen müsse, um überhaupt erst Geld für seine spontane Gastfreiheit nehmen zu können.

Wir nutzen derweil als willkommene Gäste den Internetanschluss des Hauses, um Jan daheim unser Material für die Website zu senden. Es wird Zeit, sie mit Inhalt zu bedienen. Auch müssen bald Bilder und Text zur Reisemobil interaktiv. Nadine Baumer erwartet diese Woche unseren Input.

Angus:
Angus schweigt, seit von heimischen Kochrezepten die Rede war: teiggefüllte Papageientaucher in würzigem Sud gekocht. Man bekommt sie auch in einem Tórshavner Hotel...

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