redACtionsbureau Reportage

Den Stürmen getrotzt - im Alkohol ertrunken

Ovastevna, das feucht fröhliche Fest auf Nolsoy, ist eine Attraktion für Stadt und Land

Nolsoy im Westen hat so manches Unwetter von Tórshavn ferngehalten und einiges überstanden. Dagegen ist der Ansturm aus Tórshavn nichts, der zum Fest zu Ehren des Einhandruderers Ove Joensen die Insel überschwemmt und das Dorf in Bier und Schnaps ertränkt.

Datum: Samstag, 14.08.2010
Strecke/Ort: Tórshavn (Streymoy)- Nolsoy (Nölsoy)

Den Stürmen getrotzt - im Alkohol ertrunkenDen Stürmen getrotzt - im Alkohol ertrunken

Kurz vor 12:30 Uhr sind wir am Fähranleger nach Nolsoy. Doch heute gilt offenbar ein anderer Fahrplan. Ab 13:00 wird die Fähre stündlich die kleine Insel vor der Bucht von Tórshavn anlaufen, bis in den frühen Morgen. Denn heute ist Ovastevna, ein Volksfest, das zur Erinnerung an Ove Joensen gefeiert wird, der alleine im offenen Färöerboot die gut 900 Seemeilen nach Kopenhagen ruderte. Berühmt geworden, fehlte ihm nur die Kraft, ein Held zu sein, und so ertrank er dann später doch im Meer, vielleicht auch im Alkohol. Man fand nur noch sein leeres Boot auf hoher See.

Heute jedenfalls kommen alle zu ihm hinüber. Das Car-Deck bleibt geschlossen, die Ternan ist eine reine Personenfähre. Die Schlange am Kai ist beachtlich. Schon die erste Fähre läuft mit 20 Minuten Verspätung zu ihrem außergewöhnlichen Pendelverkehr nach Nolsoy aus. Normalerweise gibt es nur drei Abfahren am Tag auf das unscheinbare Eiland. Dabei hat die lang gestreckte Insel im Westen so manche schwere See von der Hauptstadt abgehalten. Einmal im Jahr indessen kommt der Ansturm von der anderen Seite, wenn die Tórshavner fährenweise rüberkommen, zum Ovastervnan.

Wir nutzen das sonnige Wetter zu einer Wanderung auf die Südspitze, zum Leuchtturm. Alternativ gäbe es noch ein große Sturmschwalbenkolonie. Ein lang gezogener Küstenpfad führt schnurstracks den Höhenrücken entlang, drei Stunden hin, drei zurück. Wir belassen es bei gut zwei Dritteln Wegs.

Es ist Abend als wir in das Dorf zurückkehren. Dicht an dicht drängen sich inzwischen die Boote an den Stegen im kleinen Hafenbecken, Heck neben Heck an kais und Schwimmpontons. In den offenen Cockpits wird getrunken, musiziert und gesungen. Die Heilsarmee hält mittendrin den Gottesdienst, mit Tuba, Horn und hellen Trompeten, die keineswegs den jüngsten Tag verkünden. Heute wird es morgen werden.Das Rote Kreuz schöpft aus der Gulaschkanone und im Festzelt steht der Zapfhahn nicht still. Fähre für Fähre kommen die Gäste aus Tórshavn. Die Insel ertrinkt diese Nacht in Menschen und Alkohol. Noch als wir um Mitternacht zurückfahren, quillt uns ein Pulk aus dem anlegenden Boot entgegen. Und am Hafen in Tórshavn stehen ebenfalls Leute, die immer noch hinüberwollen.

Angus:
Angus und seine blonde Freundin Eivör - die kesse Basssteinschwalbe oder war es Bordsteintölpel? - hocken noch immer beisammen. Oft halten Begegnungen länger als der Ruhm eines Ruderrekordes.

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