The Celtic Times 3/15: Nordirland

The Celtic Times 3/15: Nordirland

Redactionsbureau - Werkstattbericht

Verehrte Mitreisende, liebe Freunde des redACtionsbureaus,

wir sind rauf und auch gleich wieder runter: Die Fähre von Holyhead nach Dublin braucht nur gute drei Stunden. Irland und Wales sind einander so nah.

Schon in der Bronzezeit standen die Häfen in enger Verbindung, nahmen die Orte hüben und drüben aufeinander Bezug. Beiderseits der Irischen See lagen die Gateways vom Hier und Jetzt zum Einst und Immer: hier Newgrange, dort Bryn Celli Ddu auf Holy Island, ausgerichtet auf den ewig erfahrenen, ewig gedachten Sonnenlauf.

Monumental erhoben sich hier wie dort die Kultstätten der vorgeschichtlichen Siedler Nordwesteuropas, lagen einander dicht und erreichbar gegenüber. Seit etwa 4000 vor Christus korrespondiert der spirituelle Kosmos an den Küsten Irlands, Schottlands und Wales.

Mittags schon standen wir in Dublin am River Liffey vor der Samuel Beckett Bridge, nur wenige Minuten vom Hafen entfernt, und schwelgten – inzwischen traditionsgemäß – in guten alten Erinnerungen an diese lebensfrohe Stadt, die wir dann doch schon bald verließen: Wir wollten nach Nordirland, nach Ballycastle. Von hier geht die Fähre nach Rathlin Island, ins alte Kingdom of the Isles. Das ist ein wunderbares Ziel, seit Wikingerzeiten.

Auf den Vogelfelsen am Great Lighthouse brüten Tausende und Abertausende von Seevögeln. Die Eminenzen sind die Basstölpel und Guillemots, die absoluten Stars sind die clownköpfigen Puffins. Die komischen Vögel bewegen ganze Busladungen von Fans zum westlichen Leuchtturm, wo heute die Vogelwarte der RSBP, der Royal Society for the Protection of Birds, untergebracht ist und wo die Ornithologin Noreen Oswald Dienst tut.

Die charmante Nordirin ist für diesen Sommer von Ballycastle auf die Insel gezogen und zeigt den Touristen die Brutkolonien. Doch Noreen sieht ihren Auftrag in einem größer gedachten naturkundlichen Kontext: „Es ist einfach wichtig, dass wir den Menschen wieder einen Bezug zur Natur geben, besonders den Kindern aus den Städten.“

Wer hier oben auf der westlichen Leuchtturmklippe aussteigt und hinauf wandert auf die Steilküste, wird an sonnigen Tagen die schottischen Whiskey-Inseln Islay und Jura sehen können und entlang des greifbar nahen Horizonts die schottische Küstenlinie. Hier wird deutlich, wie nahe diese Küsten beieinander liegen und wie eng ihre Menschen verbunden sind über den North Channel, am Eingang zur Irischen und zur Hebridischen See.

 Nach Rathlin Island, ins Kingdom of the Isles

Frank McCooke trägt einen unverkennbar schottischen Namen und spricht den breiten Akzent der Ulster Scots. Sein Großvater ist damals von Argyll hinüber nach Nordirland gezogen. Seitdem ist die Familie in Ballymena im nordirischen County Antrim ansässig, einem Platz, wo schottische Einwanderer seit Generationen landen und unter ihresgleichen willkommen sind.

Frank hat von seinem Großvater nicht nur die alten land- und gartenbaulichen Anbaumethoden der Schotten, ihre Kultur und Tradition mitbekommen und übernommen, sondern auch das strahlende Talent eines humorvollen Geschichtenerzählers. Geschichte und Geschichten einen die Schotten und Iren hier im äußeren Nordosten Irlands seit Jahrhunderten.

Die Hebridische See hat die Menschen unter wechselnden Herrschaften und in einem fortwährenden Austausch noch dann miteinander verbunden, als sich ihre gemeinsame Sprache, das Gälisch, diesseits und jenseits des North Channel bereits auseinander entwickelt hatte. Die kulturelle Diffusion dieses uralten europäischen Siedlungsgebiets reicht indessen noch vor die irische Missionierung zurück, ja weit bis in vorkeltische Zeiten. Heute sprechen die Ulster Scots in Irland ein melodiöses Schottisch-Englisch, einen Dialekt der breiten Art, der sich und uns viele gälische Wörter erhalten hat.

Frank ist strikt in der Anwendung des tradierten Öko-Know-hows. „Es sind die alten Methoden, das alte Wissen um Aussaat, Anbau und Aufzucht, die bewahrt werden müssen: Rückwendung zur Zukunft.“ Frank arbeitet konsequent ohne Pestizide oder Insektizide. Er sprüht eine Knoblauchlösung über die Äpfel, um Pilzbefall zu vermeiden. Er folgt Nachbarschaften von Zwiebel und Knoblauch zwischen Karotten und Kohl und außerdem dem Zyklus des Mondes. Im riesigen Folientunnel hinter dem Hühnerhaus gedeihen Bohnen, Kopf-, Pflück- und Feldsalat. Leuchtende Blumen quellen aus den Hochbeeten. Franks Laden „Slemish Market Garden“ hat ein gut sortiertes frisches Angebot vom eigenen Feld, ergänzt um regionale Erzeugnisse und überregionale Früchte aus ökologischem Anbau.

 Zu den Ulster Scots und Franks Ökofarm in Ballymena

Gleich gegenüber von Franks Ökofarm steht auf weitläufigem Gelände und umgeben von einem wunderschönen Park das Besucherzentrum von ECOS. Es will das Bewusstsein schärfen für die drängenden ökologischen Anliegen des lokalen Kosmos und der weiten Welt ringsum. In den Seminarräumen werden Vorträge und Workshops zum privaten Umgang mit Brennstoffen, Strom und Wasser organisiert. "Recycling und Revalue" ist das Motto, "Rethink und Reuse" das kommunal getragene Anliegen an Bürger, Verbraucher und Konsumenten.

Die Ausstellung widmet sich den Fragen einer sorgsameren Energieverwendung und eines bewussteren Ressourcenverbrauchs. Sie zeigt, wie und wo Wiederverwendung und Sparmaßnahmen greifen und nennt Alternativen für einen reflektierteren Lebensstil. Und sie schärft die Sinne für die sich neigenden Rohstoffe, die ökologischen Grundlagen des Konsums und des ungehemmten Verbrauchs unserer westlichen Welt. Plakate und Statistiken belegen den veränderungsbedürftigen Status quo, interaktive Spiele und Quiz tragen zum Erkenntnis- und Erlebniswert dieser verdienstvollen Initiative bei. Sie zielt auf vermehrte Wertschätzung und Gewahrwerdung: Was kann jeder Einzelne leisten?

 Nach ECOS in Nordirland

Wir kaufen Kartoffeln, Rote Beete und frische Eier und rüsten uns damit für die Fahrt von Ballymena quer durch Nordirland hinüber in den Donegal. Von dort melden wir uns dann wieder, auf republikanischem Boden, mit Berichten von vielen weiteren wunderbaren Begegnungen in Irland. Königtümer, Inseln und der gälische Sprachschatz begleiteten uns auch außerhalb des Vereinigten Königreiches. Schon zum Auftakt hatten wir eine Audienz beim King of Tory Island, dem letzten König von Irland. Der wurde 1993 gewählt, insofern widerspricht Tory keineswegs den demokratischen Prinzipien der Insel. Im Gegenteil, denn die irischen Inseln wählten seit alten Zeiten ihre Könige selber. Tory Island ist die letzte in dieser Tradition.

In Inishowen möchten wir die Henry Girls wiedersehen. Von Malin aus wollen wir uns dann südwärts hangeln: von Arranmore Island über kurvenreiche, enge Straßen nach Doolin im Burren und hinaus auf die drei Aran Isles, dann nach Cahersiveen und bei rauer See hinaus auf die Mönchsinsel Skellig Michael. Wie man die Inseln der grünen Insel erreicht und bereist, zu Fuß mit Zelt oder mit dem Auto, und wie man wo übernachten kann, mit B&B, im Hotel oder auf dem Campingplatz, erzählen wir beim nächsten Mal.




   Bis bald und herzliche Grüße aus Irland!


   Heinz Bück und Sigrid Schusser


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